Die „Bremer Linksjugend-solid“ hat auf ihrem Bundeskongress am
8. und 9. April einen Beschluss zur „Solidarität mit Sexarbeiter*innen –
Nein zum neuen Prostituiertenschutzgesetz – Nein zu Bevormundung und
Fremdbestimmung im sexuellen Dienstleistungsgewerbe“ gefasst.
Aussteigerin Huschke Mau hat ihn gelesen. „Wie ihr euch schön auf die
Täterseite stellt und sexuelle Gewalt verharmlos, ist echt ein Fest. Es
nicht das Stigma ist, welches uns vergewaltigt, missbraucht, tötet,
sondern die Freier. Ihr zieht die falschen Schlüsse!“ Eine Entgegnung
von ihr und acht weiteren Aussteigerinnen aus der Prostitution.
Liebe Menschen von der Linksjugend-solid,
ich möchte ganz gezielt diejenigen unter euch ansprechen, die am 8. und 9. April 2016 auf dem Bundeskongress für den Antrag
„Solidarität
mit Sexarbeiter*innen – Nein zum neuen Prostituiertenschutzgesetz –
Nein zu Bevormundung und Fremdbestimmung im sexuellen
Dienstleistungsgewerbe“ gestimmt haben.
Das waren ja wohl nicht alle von euch, es besteht also Hoffnung. Ich
bin eine ehemalige, wie ihr es nennt, „Sexarbeiterin“, und ich habe
euren Antrag gelesen und möchte euch gerne mal mitteilen, was ich von
eurer angebotenen „Solidarität“ halte.
Zunächst mal, es ist super, dass ihr druntergeschrieben habt dass ihr
von der Linksjugend seid. Als ich die Formulierung „sexuelles
Dienstleistungsgewerbe“ gelesen hab, hab ich nämlich kurz gedacht die
FDP sei wiederauferstanden.
Dass ihr gegen „Fremdbestimmung“ seid, fand ich dann wieder gut.
Leider musste ich im Laufe des Textes feststellen, dass ihr nicht
verstanden habt, dass die Fremdbestimmung in der Prostitution vom Freier
ausgeht und also SYSTEMIMMANENT ist, denn der will Sex, ich will
eigentlich keinen, ich brauch nur die Kohle, also stimme ich der
Fremdbestimmung gezwungenermaßen zu, so einfach ist das.
Ihr schreibt: „Obwohl Sexarbeit eine längst etablierte Form der
Dienstleistungen innerhalb unserer Gesellschaft darstellt und seit 2002
in der BRD als legal gilt, werden Sexarbeiter*innen im Alltag und im
Berufsleben immer noch stark stigmatisiert.“
Und ich kann mich nur wundern darüber, dass ihr den prostitutiven Akt
als „Beruf“ und als „Dienstleistung“ bezeichnet. Sexualität ist der
intimste Bereich eines Menschen, dürfen wir wenigstens den bitte
behalten, oder müssen wir ALLES an uns verwerten und verkapitalisieren
lassen, restlos? Seit wann tritt die Linke eigentlich als Verteidigerin
des Verkaufs sämtlicher menschlicher Bereiche auf? Ihr bezeichnet Sex
als Dienstleistung, als ließe er sich abtrennen vom Ich, vom Selbst, vom
Körper, von der Persönlichkeit, als könne man ihn ablösen, hübsch
verpacken, auf die Ladentheke stellen und dann kommt da so ein Typ, gibt
mir 50 Euro und nimmt den Sex mit. Stellt ihr euch das so vor, ja? Ihr
sprecht sogar von „miserablen Arbeitsbedingungen“, ja, meint ihr denn
der Missbrauch, den wir erlebt haben und den so viele von uns immer noch
erleben wird schöner wenn wir einen hübschen „Arbeitsplatz“, wie ihr es
nennt, kriegen? „Arbeitsbedingungen“, was soll das? Unter welchen
„Bedingungen“ wäre der Missbrauch, den die Freier uns antun, für euch
denn okay? Oder seht ihr das gar nicht als Missbrauch und ignoriert das,
was aus der Prostitution ausgestiegene Personen und auch die
Traumaforschung so sagen?
68% aller Prostituierten haben eine PTBS,
da haben wir noch nicht mal von Depressionen, Süchten, Borderline,
Psychosen gesprochen. Meint ihr die kommen von den „miserablen
Arbeitsbedingungen“, diese Sachen, oder wie? Jede Aussteigerin, die ich
kenne, bezeichnet das, was sie erlebt hat in der Prostitution, als
sexuellen Missbrauch. Dass wir diesen sexuellen Missbrauch geduldet
haben oder dulden mussten, macht noch lange keinen Beruf daraus!
Dann hackt ihr immer wieder auf dem Stigma rum und darauf, dass wir
nicht stigmatisiert werden dürfen. Da gebe ich euch Recht, wenn ich auch
anmerken muss, dass es nicht das Stigma ist, welches uns vergewaltigt,
missbraucht, tötet, sondern die Freier. Leider zieht ihr aus der
Forderung, prostituierte Personen dürften nicht stigmatisiert werden,
die falschen Schlüsse.
Ihr schreibt: „Dieses drückt sich in der fehlenden Anerkennung ihres Berufes (aus).“
Ihr wollt also quasi, um das mal klarzustellen, dass der Missbrauch,
dem prostituierte Frauen ausgesetzt sind, etabliert wird, ihr wollt,
dass er ein Job wird, ihr wollt, dass der Missbrauch OKAY wird. Kurz und
gut, ihr tretet hier für das Recht von Frauen ein, die Duldung von
sexuellem Missbrauch als Job zu benennen. Oder besser: ihr tretet für
das Recht von Männern ein, Frauen zu missbrauchen und diesen Missbrauch
zu verharmlosen, indem er „Arbeit“ genannt wird. Euer Draufrumgereite
auf einer „selbstbestimmten Sexarbeit“ versteh ich auch nicht. Alle
prostituierten Frauen die ich kenne haben die Prostitution „gewählt“
weil sie keine andere Option gesehen haben. Was soll daran
selbstbestimmt sein? Dass ich mich dann IN DER PROSTITUTION wenigstens
noch dafür entscheiden kann nur mit Gummi zu blasen und wegen all der
noch weniger „selbstbestimmten“ Frauen aus Südosteuropa nix mehr zu
verdienen oder mich eben gleich dafür zu entscheiden jeden Schwanz
einfach so in den Mund zu nehmen, weils Standard is? Tolle
Selbstbestimmung!
Unser Problem ist nicht die „fehlende Anerkennung des Berufs“, unser Problem IST der „Beruf“!
9 von 10 Prostituierten würden sofort aussteigen, wenn sie es könnten. Was erzählt ihr da von Anerkennung des Berufs?!
Euer ganzes Pamphlet da klingt nicht nur wie von der
Pro-Prostitutionslobby abgeschrieben, es ist es wohl auch. Ihr verweist
auf
den BesD als „organisierte Sexarbeiterinnen“, euch ist schon klar, dass die nur 0,01 % der Prostituierten in Deutschland repräsentieren und
die meisten der Vertreterinnen Bordellbetreiberinnen sind,
oder? Was soll das für eine Organisation für Prostituierte sein, wenn
da Bordellbetreiberinnen mit bei sind? Die AusbeuterInnen gründen eine
„Gewerkschaft“, um dort die ArbeiterInnen zu vertreten?
Ganz ehrlich, das ist die lustigste Gewerkschaft, die ich kenne! Wen habt ihr überhaupt noch so angehört?
Außer Bordellbetreibern wie Fricke, Escortagenturbesitzerinnen wie Klee?
Auf der Basis welcher Informationen aus wessen Hand fasst ihr
eigentlich eure Beschlüsse? Wenn ihr dann demnächst was zu Rassismus
macht, lasst ihr euch dann von Neonazis beraten?
Gänzlich an eurer Reflexionsfähigkeit zweifel ich dann wenn es zum
nächsten Absatz kommt. Ihr schreibt: „Neben diesen rechtlichen
Verschlechterungen kommt es auch in der gesellschaftlichen Linken häufig
zu Victimisierung und Bevormundung von Sexarbeiter*innen.“
Hier frage ich mich ernsthaft, wer prostituierte Frauen viktimisiert.
Die Freier die uns missbrauchen oder die, die aussprechen, dass es
Missbrauch ist? Wollt ihr verhindern, dass wir zu Opfern werden? Dann
schafft das Freiertum ab! Oder wollt ihr nur dass Menschen aufhören zu
SAGEN, dass uns schlimmes angetan wird in und mit der Prostitution? Dann
benennt das auch so, und hört auf so zu tun als würden Menschen, die
Prostitution als menschenverachtend ansehen, uns zu Opfern machen, denn
DIE sind es nicht, die das tun!
Weiter schreibt ihr: „So treten einige Teile der Linken immer wieder
für ein „absolutes Prostitutionsverbot“ oder das angeblich
fortschrittliche „Schwedische Modell“ ein, weil Sexarbeit/Prostitution
Ausdruck des Patriarchats schlechthin sei.“
Hier eine Verständnisfrage: das klingt, als wärt ihr nicht der
Meinung, dass Prostitution Ausdruck des Patriarchats ist – habe ich das
richtig verstanden? Wenn es das nicht ist, was ist es dann? Wieso sind
dann 98% aller Personen in der Prostitution weiblich und die Freier zu
fast 100% männlich? Und jetzt sagt nicht: das ist so, weil wir im
Patriarchat leben.
Weiter: „Ja, Sexarbeit findet unter gegebenen Bedingungen im
Patriarchat statt, sodass die Frage nach der Freiwilligkeit nie leicht
zu beantworten ist.“
Findet Prostitution also noch woanders als im Patriarchat statt?
Ernsthaft? Und welche Schlüsse zieht ihr aus der Tatsache, dass, wie ihr
ja selber erkennt, die Frage nach der Freiwilligkeit schwer zu
beantworten ist?
Weiter: „Zum überwiegenden Teil üben Frauen* diesen Beruf aus,
während vor allem Männer Dienstleistungen von Sexarbeiter*innen kaufen.“
Wie ihr euch schön auf die Täterseite stellt und sexuelle Gewalt verharmlos hier, ist echt ein Fest.
Weiter: „Die feministische Reaktion kann jedoch nicht eine
paternalistische Haltung sein, die Sexarbeiter*innen vorschreiben will,
wie ein richtiges Leben auszusehen habe.“
Hier möchte ich euch so gern fragen wo ihr DAS bitte herhabt.
Menschen die Prostitution als zerstörerisch ansehen, als
menschenverachtend, paternalisieren nicht, sie solidarisieren sich mit
uns! Das ist übrigens genau das, was ihr noch üben müsst. Und btw,
niemand schreibt prostituierten Frauen vor, wie ein „richtiges Leben“
auszusehen hat. Ihr müsst unbedingt von der Leier runterkommen, alle die
Prostitution als schädlich erkannt haben
seien irgendwelche konservativen Moralapostel, die „gefallene Mädchen“ belehren.
Die Anerkennung des Elends und des Leids in der Prostitution, das
Konstatieren von Gewalt in ihr, all das macht keine Belehrung aus,
sondern ein SEHEN der wahren Verhältnisse, in denen prostituierte
Menschen stecken, und damit das Zeigen von Respekt und Zugewandtheit
gegenüber denen, die daran und darin leiden!
Weiter: „Sowohl im schwedischen Modell als auch bei einem kompletten
Verbot würde die Selbstbestimmung und der Schutz von Sexarbeiter*innen
noch dramatischer gefährdet werden als unter der bestehenden
Gesetzeslage. Am Bestehen des Patriarchats mit seinen spezifischen
Rollenbildern und gesellschaftlichem Machtungleichgewicht zwischen
Frauen* und Männern würden diese Gesetzesverschärfungen nichts
verändern.“
Warum würde das nichts ändern? Prostitution ist ein Grundpfeiler des
Patriarchats, so wie alle sexuelle Gewalt. Warum sollte es nichts
ändern, das zu verbieten? Warum ist Prostitution der einzige Bereich des
Lebens, in dem Gesetze plötzlich nicht mehr wirken sollen? Findet
Prostitution outer space statt, oder wie? Genauso könnte man sagen,
Vergewaltigung darf nicht per Gesetz geregelt werden – das würde ja eh
nichts an den Rollenbildern und dem bestehenden Machtungleichgewicht
ändern! Ihr wollt also alles lassen, wie es ist? Sexuelle Gewalt,
patriarchale Verhältnisse, dabei belasst ihr es? Hat die Linke keine
Visionen mehr? Oder hat sie nur keine Visionen mehr, wenn es speziell um
prostituierte Frauen geht…?
Ja, ich unterstelle euch, ihr meint es gut. Aber wenn ihr für eine
Entkriminalisierung der Prostitution auf Freierseite eintretet (für eine
Entkriminalisierung auf Seiten der prostituierten Personen sind wir ja
hoffentlich alle), dann ist das so als würdet ihr sagen: „Frauen die von
Partnerschaftsgewalt betroffen sind, sind mit einem Stigma belegt. Um
dieses Stigma abzuschaffen, entkriminalisieren wir häusliche Gewalt,
auch auf Seiten des Täters, dann hat die Frau nix mehr, wofür sie
beschämt wird!“ Merkt ihr was?
Wer überhaupt nicht vorkommt in eurem Pamphlet, das ist, wie übrigens immer, der Freier.
Tut mir den Gefallen, lest euch mal kreuz und quer
ein paar Beiträge in Freierforen
durch und dann teilt mir doch bitte mal mit, wie ihr dafür sein könnt,
SOWAS zu legalisieren! Wie ihr dafür sein könnt, dass Männer sowas mit
Frauen machen! Ich bin gespannt auf eure Argumentation.
Weiter: „Wer selbstbestimmte Sexarbeiter*innen illegalisieren will,
der*die kriminalisiert diese und drängt die gesamte Branche in den
Untergrund, wo keinerlei Schutz mehr gewährt werden kann. Für besseren
Schutz benötigen Sexarbeiter*innen mehr Selbstbestimmung und die
gesellschaftliche und rechtliche Anerkennung ihres Berufes. Nur auf
diese Weise und als anerkannte Arbeiter*innen können sich diese als Teil
der Arbeiter*innenklasse öffentlich organisieren, für ihre Interessen,
bessere Arbeitsbedingungen und soziale Absicherung
einstehen. Ein Verbot von Sexarbeit oder die Kriminalisierung von
Freier*innen (wie in Schweden) würden letztlich nur dazu führen, dass
Sexarbeit unsichtbar und unsicherer wird.“
Dann das Märchen vom Untergrund. Bitte lest euch das mal Ausführungen zum schwedischen Modell,
dass den Freier kriminalisiert und die Prostituierte entkriminalisiert, durch. Und auch
die Evaluierung dieses Gesetzes in z.B. Norwegen. NEIN, Prostitution ist keine feste Größe. Ja, sie kann verringert werden. NEIN,
das schwedische Modell verschiebt sie nicht in den Untergrund.
Ja, das Frauenbild in der Gesellschaft ändert sich damit, wenn das eine
Geschlecht das andere nicht mehr kaufen kann. NEIN, wir brauchen keine
„Anerkennung als Beruf“, wir brauchen eine Anerkennung von Prostitution
als MISSBRAUCH! Und NEIN, wir sind kein Teil der ArbeiterInnenklasse,
wir sind zuerst mal Geschädigte sexuellen Missbrauchs durch die
Prostitution! Wir organisieren uns damit NICHT in der
ArbeiterInnenklasse, sondern in Opferverbänden (wie
SISTERS e.V. oder
SPACE INTERNATIONAL),
denen ihr ja aber nicht zuhört! Eine Organisation durch euch und auch
ein Sprechen von euch über uns brauchen wir nicht, wir organisieren uns
selbst, danke!
Weiter: „Wer ernsthaft für eine emanzipatorische Gesellschaft
eintritt, der*die muss auch für körperliche und sexuelle
Selbstbestimmung eintreten.“
Prostitution ist das genaue Gegenteil sexueller Selbstbestimmung. Der
eine will Sex, der andere nicht. Geld soll das regeln. Prostitution hat
NICHTS mit körperlicher und sexueller Selbstbestimmung zu tun, es ist
das genaue Gegenteil davon, denn alles, was ich tu, bestimmt der FREIER,
und ist damit fremdbestimmt. Was mich richtig, richtig annervt, ist
euer Gesabbel von sexueller Befreiung bei gleichzeitiger Nennung von
Prostitution als Beispiel dafür. Haltet uns da raus, wir lassen uns
dafür nicht benutzen! Macht eure sexuelle Befreiung selbst, unseren
Missbrauch braucht ihr dafür nicht hernehmen und beschönigen!!!
Weiters würde ich euch bitten euch mal einzulesen, dann wüsstest ihr nämlich auch,
dass Zwangsprostitution nicht so klar von Prostitution getrennt werden kann, wie ihr es gern hättet!
Erstens verwischen die Grenzen und zweitens wird es nie genug Frauen
geben, die das „freiwillig“ machen, ein guter Teil wird immer gezwungen
werden müssen, um die Nachfrage zu befriedigen, d.h., wer Prostitution
will, der muss Zwangsprostitution mögen, das eine ohne das andere gibt
es nicht. Und btw, wer Prostitution völlig entkriminalisiert und
legalisiert, der ist dafür, dass der Markt alles regelt, und das heißt:
die Nachfrage wächst, das Angebot wächst, die Nachfrage wächst weil
Gewöhnung der Männer ans Freiersein, das Angebot wächst weiter usw., es
ist eine Spirale nach oben, habt ihr eigentlich überhaupt mal was über
die Grundregeln des Kapitalismus gelesen, wenn ihr die Ware Frau schon
völlig ungeregelt und ungehemmt verkapitalisiert haben wollt?
Weiter: „Dabei ist auch am Asylgesetz anzusetzen, sodass
migrantischen Zwangsprostituierten nicht länger die Abschiebung droht,
sondern sie Aufenthalts- und Arbeitsrecht erhalten. Mit diesem Beschluss
wollen wir unseren Fokus allerdings auf diejenigen Sexarbeiter*innen
lenken, die in ihrer körperlichen Selbstbestimmung, in ihrer Gesundheit
und in ihren Rechten im Berufsalltag durch bestehende Gesetze in ihrer
Tätigkeit als Sexarbeiter*innen eingeschränkt werden – auf den Teil, der
sich bewusst und selbstbestimmt zur Ausübung sexueller und erotischer
Dienstleistungen entschlossen hat“
Ja, und wieviele sind das? 1 von 10. Höchstens. Und an denen wollt
ihr jetzt ausrichten, was die Lage ALLER prostituierten Frauen in
Deutschland verändert? Ist der Rest euch egal, oder was? Wem vom BesD,
von den Betreiberinnen da, habt ihr denn zugehört?
Den 90% Migrantinnen,
die wir hier haben, ganz sicher nicht, die sind dort nämlich gar nicht
vertreten, und ihr macht bei dieser rassistischen Scheiße auch noch mit!
Die Masse ist eben NICHT Bordellbetreiberin, Edelhure, Domina, die
Masse spricht nicht mal deutsch! Wie ignorant kann man sein?
Prostitution ist klassistisch und rassistisch, was meint ihr, warum so
viele indigene Frauen drin sind, oder hier in Deutschland Romnija? Was
meint ihr, wo das herkommt?
Und dann postet ihr auf Facebook Aufrufe zu Demos gegen Rassismus? Ich lache, ich lache laut!
Weiter: „Daher meinen wir, dass ein Feminismus, der es mit der
Selbstbestimmung von Frauen* und Sexualität ernstmeint, auch für die
Rechte und Forderungen von Sexarbeiter*innenverbänden kämpfen muss. Der
Landesverband Bremen der linksjugend [’solid] bekennt sich zu einem
solchen Feminismus und wird für die rechtliche Stärkung von
Sexarbeiter*innen einstehen und sich mit deren Kämpfen solidarisieren.“
Mit unseren Kämpfen solidarisiert ihr euch ganz bestimmt NICHT,
indem ihr die sexuelle Gewalt als Beruf bezeichnet, die Masse von uns IGNORIERT und Prostitution sexuelle und körperliche Selbstbestimmung nennt!
Ich frage mich wirklich, von was zur Hölle redet ihr? Kommt mal in
der Realität an! Und wenn ihr euch schon nicht mit uns solidarisieren
könnt, weil ihr so gerne BetreiberInnen zuhört, lasst uns wenigstens in
Ruh und maßt euch nicht an für uns zu sprechen! Ihr habt noch nie selber
den Arsch hingehalten, ihr seid nicht in der Prostitution, das ist, nur
zur Erinnerung, übrigens ein PRIVILEG, das ihr damit habt, und dann
hockt ihr da in eurem Bremer Landesverband und auf dem Bundeskongress
und babbelt von Anerkennung als BERUF?! Geht’s noch?!
Hier im Sisters e.V. schlägt wöchentlich mindestens eine Frau auf,
die bereits ausgestiegen ist (mal abgesehen von denen die uns
kontaktieren weil sie raus wollen!), und die uns erzählt, dass sie
gerade zum ersten Mal darüber spricht, weil die Gesellschaft ihr immer
nur vorhält, es sei doch ein BERUF und eine ARBEIT und ein JOB und alles
happy sexwork und ganz toll, und weil die Verletzungen, die sie in der
Prostitution erlebt hat, also darauf schließen lassen müssen dass mit
IHR etwas nicht stimmt! Genau für dieses gesellschaftliche Klima sorgen
Leute wie IHR. Wegen dem was ihr erzählt, reden die Aussteigerinnen
nicht. Auch mir hat es wegen solchen Texten wie eurem jahrelang die
Sprache verschlagen, weil man als Prostituierte nicht mal weiß wo man
ANFANGEN soll, wenn man sowas liest!
Prostitution ist sexistisch, rassistisch und klassistisch, und dann
kommt ihr daher, lasst euch von Bordellbetreibern,
Escort-Agenturbesitzerinnen bequatschen und erzählt uns einen von
sexueller Befreiung? Und das nennt ihr LINKS?! Das kann nicht euer Ernst
sein! Es kann ums Verrecken nicht darum gehen, es sich in so einem
sexistischen, klassistischen und rassistischen System wie der
Prostitution so gemütlich wie möglich einzurichten! Wem mutet ihr sowas
zu?! So ein System gehört ABGESCHAFFT! Ihr müsst begreifen, dass die
Unterstützung der Frauen in der Prostitution NICHT dasselbe ist wie die
Unterstützung des Systems Prostitution! Dieses System gehört überwunden,
und nicht etabliert und „anerkannt als Beruf“! Loben kann man euch hier
höchsten dafür wie fein ihr von der ZuhälterInnenLobby abgeschrieben
habt! Super gemacht!
Im Ernst: So sieht eure Solidarität mit uns aus? Schämt euch, und danke, wir verzichten!!!
Huschke Mau
Mitunterzeichnet für die Aussteigerinnen beim Sisters e.V.
Annalena, Aussteigerin
Sonja, Aussteigerin
Sandra, Aussteigerin
Sunna, Aussteigerin
NaDia, Aussteigerin
Andra, Aussteigerin
Esther Martina, Aussteigerin
Eva, Aussteigerin
PS: Wenn ihr euch doch noch dafür entscheidet, dass euch die Meinung
von Frauen aus der Prostitution, die keine ProfiteurInnen sind,
interessiert, und ihr den Mythen über das schwedische Modell nicht
weiter Glauben schenken möchtet, dann könnt ihr euch ja melden. Reden is
immer gut.
Quelle:
http://sisters-ev.de/2016/04/21/die-linke-freude-an-der-prostitution-huschke-mau/