Ein paar Worte zu meinem Blog...

Dieses Blog ist mein privates Tagebuch. Mein Job ist Hure. Bevor ich mein Blog öffentlich gemacht habe, habe ich es seit 2013 nur für mich geschrieben.

Solltet Ihr hier mit der Erwartung lesen, dass es eine Art Pornoblog ist, muß ich Euch also leider enttäuschen... ;-))

Dafür könnt Ihr virtuell an meinem Leben als Sexdienstleisterin und auch als Privatperson teilhaben, wenn Ihr mögt. Was sicherlich ganz anders ausschaut, als viele sich das vorstellen... mehr dazu könnt Ihr bei „Über mich“ lesen.

Mein aktuelles Thema ist der Ausstieg aus diesem Gewerbe, den ich anstrebe, der sich jedoch aus monetären Gründen nicht so einfach gestaltet, wie man sich das vielleicht vorstellt...

Eure Andrea

Samstag, 2. Dezember 2017

Jahresbilanz ....

Hallo Ihr Lieben da draußen:)

(und auch Ihr "neugierigen Grantler" :D hier ist an Leserschaft ja alles vertreten^^...),

im Grunde ist es nun an der Zeit für so was wie eine Jahresbilanz, oder?

Das dachte ich mir gestern, als ich aus dem Fenster schaute und den ersten Schneefall in dieser Saison beobachtete...




Was soll ich Euch abschließend in 2017 berichten... ?

Alles, was ich Euch erzählen kann, ist letztendlich ambivalent, aber ich will es versuchen...


Bilanz im Dezember 2017:

Mich gibt es immernoch (das ist grundsätzlich mal gut^^) und mich gibt es immernoch in der Prostitution (nicht gut).

Ich kasper' hier immernoch rum und schlag' mich letztendlich mit den selben Problemen rum wie eh und je...

Ich zahle leider immernoch haushohe Wuchermieten, um mit den Kollega ein Dach über'm Kopf zu haben und quäle mich dementsprechend meist irgendwie durch die Terminwohnungen...

So wie so ziemlich alle anderen Prostituierten es inzwischen auch machen...


Innerhalb der Prostitution dreht sich das Hamsterrad immer schneller, inzwischen so rasant, dass einem davon schlecht werden kann...


Man spürt deutlich, dass in 2018 das neue ProstSchG zum Tragen kommen soll, das in 2017 nicht umgesetzt werden konnte...


Etliche Wohnungen schließen jetzt bereits in sämtlichen Bundesländern, die keine offizielle Erlaubnis für den Betrieb nach dem ProstSchG in 2018 erhalten werden.

Bereits jetzt dezimieren sich die offiziellen Orte, an denen Prostitution ausgeübt werden kann...


In Wohnungen, in denen früher eine Frau gearbeitet hat, werden inzwischen mehrere Frauen reingestopft (so muß man es formulieren), jede erhält ihr Arbeitszimmer, eine eigene Klingel (die Verkäufer von Gongklingeln dürften in diesem Jahr Hochkonjunktur haben! /Ironie off) und zahlt die selbe Wuchermiete für ihr Zimmer, die sie früher für die gesamte Wohnung bezahlt hat...

Viele Betreiber treten jetzt noch mal ordentlich auf's Gas und zocken die Kohle von uns, wo sie nur können...


Immer mehr Prostituierte geraten in Not, weil sie kaum mehr Arbeitsstätten finden. Not deshalb, weil für mehr als 90% von uns (inzwischen auch für mich) eine Arbeitsstätte gleichzeitig auch ein Dach über'm Kopf bedeutet... das Gros hat eben keine private Wohnung in Deutschland und dementsprechend keinen Zufluchtsort... wir können nirgendwo anders hin!

Wenn wir die Miete nicht aufbringen, fliegen wir raus, und landen im wahrsten Sinne des Wortes auf der Straße! (eh keine besonders berauschende Vorstellung, im bitterkalten Winter wie jetzt, noch deutlich weniger... :-/ ).


Gleich, in welche Region man schaut, fast nirgendwo ist mehr ein Zimmer, geschweige denn ein Appartement, zu bekommen... jede kleine Besekammer, jedes Mauseloch in irgendeiner Butze, in das man irgendwie noch ein Bett reinstellen kann, ist vollgestopft mit Nutten, die mächtig abgezockt werden...

Die Frauen, die können, ziehen jetzt bereits die Reißleine, oder haben es schon getan, wenn sie keinen Bock auf die Bürokratie des kommenden ProstSchG haben (bislang ist das quasi überall noch ein Papiertiger und auch die Betreiber läßt man fast überall noch gewähren...), respektive den Wahnsinn, der momentan allerorts zu finden ist...


Die Frauen, die keine andere Option haben, versuchen zu verdienen, was zu verdienen ist... leider verdient momentan KAUM eine noch wirklich irgendwo... und wenn dann nur für ihre Arbeitskosten. Egal wie jung, schön, billig und tabulos sie ist...

Nach wie vor wird unsafe und fleißig ohne Gummi gearbeitet, auch wenn es seit 2017 nicht mehr erlaubt ist, und in fast jeder Wohnung inzwischen dementsprechend auch Zettel an den Wänden hängen... geändert hat sich nichts. Auch nur ein Papiertiger... bekomme es aus nächster Nähe mit.



(besonders schräg ist es, dass z.B. die Betreiberin der Wohnung, in der ich das obere Schild fotografiert habe, die selbst anschafft und auch Zimmer in ihrer Wohnung vermietet für 75 EUR am Tag, zwar aus formellen Gründen den Zettel im Flur an die Wand gebabbt hat, aber selbst ohne Gummi arbeitet lol...)


Arbeitskosten explodieren im Moment, die Mietkosten gehen in die Höhe, Betreiber können sich das erlauben, die können sich jetzt die Frauen aussuchen, Werbe- und Reisekosten, vor allem durch ständigen, rasanten Wechsel der Anschaffstätten, schießen in die Höhe.

Früher waren Terminfrauen 1 Woche lang auf einem Termin in einer Stadt. In ein und der selben Wohnung. Immer von sonntagmorgens bis samstagabends + 1 zusätzliche Übernachtung im Appartement, Abreise dann Sonntag früh.

Inzwischen ist es beinahe schon "Normalität" geworden, dass die Frauen mittig unter der Woche wechseln, weil sie ÜBERALL zu wenig verdienen und die Mieten nicht mehr bezahlen können...


Da aber überall alles mit Prostituierten zugestopft ist, muß man nehmen, was man (frau) kriegen kann, wenn man wechseln will, und auch weite Strecken in andere Regionen fahren.

Es ist verrückt, die Frauen gehen dann in der Not in ein spontan freigewordenes Zimmer, das eine andere soeben auch aus der Not heraus verlassen hat, weil sie dort nicht verdiente...

Es ist wirklich abgefahren, was man zur Zeit erlebt...

Ich bin jetzt in der 2. Woche an ein und der selben Adresse und kämpfe mich hier irgendwie durch, weil ich der Rumreiserei müde bin und das auch den Kollega wirklich nicht mehr antun will....

und weil ich SEHE, dass es auch absolut nix bringt, von A nach B nach C nach D nach E zu wechseln, weil mit wenigen Ausnahmen, die aber meist guten Tagen oder einer vereinzelten guten Woche geschuldet sind, überall der selbe Mist angesagt ist...

und in diesen zwei Wochen habe ich hier unplanmäßig 9 [in Worten NEUN] Frauen* kommen und gehen sehen... (*bzw. um genau zu sein 8 Frauen und 1 Trans)

Frauen, die woanders abgebrochen haben, dann hier her sind, die hier abgebrochen haben, jetzt woanders sind... osteuropäischee "Brüder", die die Mieten für "ihre" Frauen nicht an den Betreiber zahlen konnten, weil die Frauen nichts verdienten, und die quasi bei Nacht und Nebel auf und davon sind...

Es ist wirklich abgefahren...

Die Freier nutzen das natürlich mächtig und versuchen die Preise für tabulosen Service mit 20 jährigen Osteuropäerinnen (und generell) für ohne Gummi-Service zu drücken, wo es nur geht...

In meiner vorletzten Wohnung, die ich mir mit einer Kollegin teilen mußte, hat es eine 23 Jährige dann mit einem Freier für 20 [in Worten ZWANZIG!!] Euro gemacht, weil sie Geld brauchte und die Miete zahlen mußte...

Glaube, viel mehr brauche ich Euch nicht zu berichten... kann sich jeder selbst eine ungefähre Vorstellung machen, was abgeht... und auch, was das neue ProstSchG jetzt bereits anrichtet...

Bloß, weil es das neue Gesetz gibt, kommen wir ja nicht "einfach so" aus der ganzen Scheiße raus...!

Wo bitte sollen wir hin?? Wo sollen wir unterkommen, wo sollen wir wohnen, wenn wir aus dem Puffs raus müssen??


Das ist die eine Seite... die "berufliche", ich nenne es mal salopp so...


Ich für meinen Teil hatte sehr großes Glück und in der letzten Wohnung eine super Woche und hier an diesem Ort, einen sehr guten Start...

auch wenn das inzwischen rasant in den Keller gegangen ist, ich hier bereits mehrere Nulltage hatte, ohne einen Cent Verdienst, und die Kosten weiterlaufen, versuche ich deshalb, mich irgendwie hier zu halten für den Moment...

Im Gegensatz zu letztem Jahr wird mir nichts anderes übrig bleiben als Weihnachten auch durchzuarbeiten, und da möchte ich wengistens mit den Kollega an einem Ort sein, an dem wir  es im Großen und Ganzen gut haben, dies ist so ein Ort...

Ich habe hier allein an jedem Tag 60 Euro reine Mietkosten, aber preiswerter wird es nirgendwo anders, eher teurer... und wir haben es hier recht gut getroffen.

Wir haben ein kleines abschließbares Appartement für uns, ich muß mir keine Wohnung mit fremden Frauen teilen, habe eine eigene Klingel, ein eigenes Bad, kann eine Waschmaschine und einen Trockner nutzen und habe WLAN... das ist schon viel für das Geld!

Auch wenn es sauschwer ist und ich einen Teil meiner aktuellen und die Anzahlung für die kommende Wochenmiete von meinem mickrigen, fast nicht vorhandenen Ersparnissen der letzten Zeit nehmen muß, weil hier momentan kein Geld reinkommt (schon seit drei Tagen nicht), versuche ich mich hier zu halten...

Es gibt im Grunde keine alternative Option... vor allem, wenn man noch für zwei Hunde, darunter einem sehr alten, die Verantwortung hat, ist alle 3-4 Tage Koffer packen und die Location wechseln, keine Option... und vor allem dann nicht, wenn realistisch gesehen, ein Wechsel auch keine Besserung der Situation verspricht...


Ja, Ihr Lieben... somit versuche ich das hier also jetzt auch noch durchzustehen... ein Ende ist ja, zumindest für mich, abzusehen, und das macht in diesen schwierigen Zeiten Mut...

Davon abgesehen kann ich wiederum, so ambivalent die Gesamtsituation als solche ist, jedoch nicht ganz ohne Stolz, da mir dies wirklich ALLES abverlangt hat, sagen, dass ich mein persönliches Hamsterrad beinahe zum Stehen gebracht habe, im Laufe dieses Jahres...



Für mich geht es jetzt darum, mich irgendwie durch die letzten Wochen zu quälen... die auch ein Ende haben werden.

Ich habe in diesem Jahr (und bereits im letzten, wie Ihr wißt), das Fundament für meinen Ausstieg aus diesem ganzen Mist gegossen... mit Hilfe meiner BlogleserInnen, ohne die mir das in diesem Zeitraum nicht möglich gewesen wäre!

Ich habe mir eine Zukunftsbasis für ein solides Leben erschaffen und wir werden ein gemütliches Nest haben, die Kollega & ich...

Das Hamsterrad läuft nur noch langsam... und ich bin froh, wenn es irgendwann stehenbleiben wird!

Ich werde jetzt noch einige Woche überstehen müssen, Schulden bei meinen BlogleserInnen zurückzahlen, und dann heißt es: endlich FREI!


Ja, das ist meine Bilanz aus 2017....

Ich wünsche Euch was!


Eure Andrea

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen