Ein paar Worte zu meinem Blog...

Dieses Blog ist mein privates Tagebuch. Mein Job ist Hure. Bevor ich mein Blog öffentlich gemacht habe, habe ich es seit 2013 nur für mich geschrieben.

Solltet Ihr hier mit der Erwartung lesen, dass es eine Art Pornoblog ist, muß ich Euch also leider enttäuschen... ;-))

Dafür könnt Ihr virtuell an meinem Leben als Sexdienstleisterin und auch als Privatperson teilhaben, wenn Ihr mögt. Was sicherlich ganz anders ausschaut, als viele sich das vorstellen... mehr dazu könnt Ihr bei „Über mich“ lesen.

Mein aktuelles Thema ist der Ausstieg aus diesem Gewerbe, den ich anstrebe, der sich jedoch aus monetären Gründen nicht so einfach gestaltet, wie man sich das vielleicht vorstellt...

Eure Andrea

Freitag, 7. April 2017

Alles umsonst... ??? (Rückblick)

Das ist die Frage, die ich mir in diesem wirtschaftlich extrem schlechten Jahr mehrfach gestellt habe... an jeder der drei Adressen, an denen ich in 2017 gearbeitet habe... und an denen ich keine Fortschritte, sondern Rückschritte gemacht habe, teilweise sehr drastische... 

Inzwischen fahre ich seit fast 10 Monaten Termine... nachdem ich mehrere Jahre in meiner eigenen Privatwohnung gearbeitet hatte. Die Terminfahrerei war für mich der Startschuß, aus der Prostitution, in einem meiner persönlichen Situation zeitlich angemessenen Rahmen.

Man kann sicherlich auf verschiedene Weise aus der Prostitution aussteigen. Wie man es letztendlich macht, hängt davon ab, wie man sich sein weiteres und restliches Leben vorstellt...

Für mich war deshalb nach Jahrzehnten in diesem Gewerbe ganz klar, dass ich nicht "einfach so" aussteigen und einfach einen anderen Job machen kann...

Bekommen hätte ich sicherlich einen Job. Ich habe viele Qualitäten außerhalb meiner Tätigkeit als Nutte.

Aber die Frage, die sich einem stellt, ist eben, wie man nach diesem ganzen Dreck, den man so lange gefressen hat, weiterleben kann... und damit meine ich nicht nur existieren. Sondern leben. Existiert hat man als Nutte auch... aber mit einem Leben hat das reichlich wenig zu tun. Mit seinem eigenen Leben...

Und das hat überhaupt nichts mit Geld zu tun.

Ich kann das nicht so vermitteln... aber ich persönlich könnte nicht einfach so weiterleben, als wäre nie was gewesen, bloß indem ich jetzt z.B. in eine andere Stadt innerhalb Deutschlands umziehe und statt in den Puff morgens in den Aldi, ins Büro, in den Hähnchengrill, in die Spielo oder ins Pflegeheim gehe, um dort mein Geld zu verdienen...

Mag sein, andere sehen das anders. Aber für mich persönlich hätte sich dadurch kaum etwas in meinem Leben geändert. Meine Lebensqualiät hätte sich nicht allein dadurch verbessert, dass ich keine gummierten Schwänze mehr lutsche oder nicht mehr die Beine breit mache. Denn das geht an mir vorbei wie der Autobus, der hier jede Stunde durch die Straße vor'm Haus fährt!!!

Ich mache auf der Matratze schon lange nichts mehr, das mich ekelt oder extrem abstößt. Ich erinnere mich dunkel an meine soliden Jobs, die ich kurzzeitig in sehr (sehr!) jungen Jahren hatte, und die waren kein Stück besser als das, was ich auf der Matratze mache, seitdem ich mich entschlossen habe, konsequent nichts mehr mit den Freiern zu machen, das mich extrem ekelt. Die Tätigkeiten an sich nehmen sich somit in meinem persönlichen Falle nichts... ein großes Plus natürlich wäre zweifellos, dass man die Soziopathen ringsum los ist...  könnte man meinen! ABER: die werde ich ja nicht los, bloß, weil ich sie nicht mehr am Telefon oder an der Tür habe!!!

Das was für mich persönlich wirklich hart ist, sind NICHT MEINE GÄSTE. Wobei ein Leben als Nutte für mich generell keine auf lange Sicht angelegte Perspektive ist.

Was mich an der Prostitution GRAUT, sind nicht die "netten", "normalen" Freier... es ist der ganze DRECK, der ganze MENSCHENSONDERMÜLL drumherum!!!

Und den werde ich nicht los, bloß weil ich den Job wechsel!

Denn diese Männer bleiben ja EXISTENT. Die sterben ja leider nicht weg, bloß weil ich mich entschließe, nicht mehr die Beine breit zu machen...

Auch wenn diese Zombi's mich dann nicht mehr anrufen und nicht mehr vor meiner Tür stehen, werde ich sie ja nicht los. Sie bleiben mir ja erhalten, in meiner Umwelt. Ich kenne diese Männer. Leider. Möchte ich beinahe sagen... Natürlich kenne ich nicht jeden einzelnen von ihnen lol Aber ich kenne sie...

Dieser ganze Dreck, der mir jahre- und jahrzehntelang temporär mein Leben zur Hölle gemacht hat, wäre nach wie vor um mich herum, und das läßt sich leider auch nicht wegtherapieren hahaha (nur falls mir jemand jetzt ne Therapie empfehlen will lol ich denke, ICH bin hier immernoch diejenige, die am wenigsten einer Therapie bedarf....). Die Typen sind einfach da. Weil sie ganz "normale" Männer in dieser Gesellschaft sind... die ganzen Pisser, Spacken, Psycho's, wie ich sie gerne nenne :D sind ja keine Freaks, die bei Vollmond unter irgend 'nem Stein hervorgekrochen kommen... das sind ganz "normale" Männer, die gibt es in allen gesellschaftlichen Schichten, in jedem Alter, in jedem Beruf und Job... die arbeiten im Supermarkt, im Restaurant, in der Apotheke, an der Tankstelle, sind Bäcker, Arzt, Polizist, Bauarbeiter, Verkäufer... und sind Väter, Söhne, Brüder, Opa's... sind Nachbarn, Vorgesetzte, Freunde, Bekannte... es sind getarnte Normalos und es sind sehr, sehr, sehr (sehr!) viele. Beißt die Maus keinen Faden ab. Und ich ERKENNE die einfach! Wie ich schon bloggte, habe ich nen eingebauten Männerscanner^^ mit einer sehr hohen Treffsicherheit. Und ich sehe und erkenne sie, überall dort wo sie sind...

Deshalb ist es für mich vollkommen egal, ob ich Regale einräume, am PC hocke, kellner' oder die Beine breit mache... der Dreck um mich herum verschwindet nicht. Und wenn ich den nicht ertragen kann und will, bleibt mir nichts anderes, als selbst zu verschwinden...!

Somit war für mich persönlich die einzige Ausstiegs-Option, aus Deutschland wegzugehen. Sehr weit weg! In ein anderes Land... dorthin, wo ich auf die Straße gehen kann, in Läden, in Restaurants und Cafés,... unter Menschen, auch unter Männer, und diesen ganzen Dreck, diesen Menschensondermüll nicht mehr um mich herum habe!!! Für mich ist das die einzige Chance, wie ich mich jemals wieder wirklich in meinem Leben wohlfühlen kann... diejenigen, die den Dreck nicht gefressen haben, können das nicht nachvollziehen.

Und nun, nach meinem aktuellen Umzug, werde ich sehr weit weg sein =) ich will nicht sagen, dass dort die Männer "besser" sind... aber für mich spielen sie keine Rolle. Für mich sind sie neutral. Weil ich keine negativen Erfahrungen mit ihnen habe. Sie haben mir nichts getan. Sie sprechen eine andere Sprache. Wir unterhalten uns in einer anderen Sprache, nicht auf Deutsch. Sie sprechen, denken und sind nicht Deutsch. Niemals hat mir einer von ihnen was getan, mich gepiesackt, mich beleidigt, mich bedroht, mich für dumm verkauft, mich versetzt, mich verarscht,... ich kann mich nicht mal erinnern, in all der langen Zeit, einen einzigen Mann dieser Nationalität und Sprache als Gast gehabt zu haben!!!

Bei Männern dieser Nationalität funktioniert mein Männerscanner nicht :-)) der ist nur auf Deutsche, Türken und Nafris geeicht...

Ich kann also in meiner Wahlheimat ein neues, unbeschwertes Leben führen... ich kann durch die Straßen gehen und ATMEN... aufatmen! Weil ich endlich, endlich diesen ganzen Sondermenschenmüll los bin, mit dem ich hier von allen Seiten überschwemmt werde... Pisser, Spacken, Psychos. Ihr wißt, welche Männer ich meine (NICHT alle! natürlich!!), eben die ganzen PATIENTEN....


Mensch, das ist aber jetzt sehr ausschweifend geworden...  O.o :D ^^

Jedenfalls, um zum ursprünglichen Thema zurückzukommen :-) muß ich all das bei der Frage, ob alles umsonst war, ob 10 Monate umsonst waren... berücksichtigen.

Und wenn ich mich jetzt umschaue, zurück schaue und nach vorne schaue, sehe ich, dass ich viel Zeit vermeintlich verloren und viele, viele, viele Wochen (Monate) auch umsonst gearbeitet habe, was das Finanzielle betrifft, aber dass es NICHT UMSONST WAR... denn abgesehen davon, dass ich noch Geld in Deutschland verdienen muß, habe ich es innerhalb dieser 10 Monate geschafft, dorthin zu kommen, wo ich hin möchte! Ich habe die besten Voraussetzungen geschaffen für ein GUTES, SOLIDES Leben auf lange Sicht! Und es fehlt nicht mehr viel zum endgültigen Absprung...

Ich hatte, wie ich schon mal bloggte, gehofft, dass ich durch die Terminfahrerei schneller mehr Geld verdiene... da habe ich leider einen ordentlichen Dämpfer bekommen. Aber trotzdem, auch wenn ich es oft selbst nicht sehe, wenn ich hier so verzweifelt rumhocke, habe ich doch eine ganze Menge geschafft in all den Monaten... auch wenn ich immernoch kein Geld habe lol aber ich habe ein solides Fundament für ein künftiges Leben gebaut während dieser Zeit, und das ist viel wert...

Ich wußte ja von Anfang an, dass es ein langer und steiniger Weg werden würde... und habe ihn trotzdem unterschätzt. Dass mich der Endspurt aus der Prostitution viel Kraft kosten würde, war mir irgendwo klar... aber wie viel Kraft das kostet, das habe ich unterschätzt...

Andrea

1 Kommentar:

  1. Du hast in allem so recht. Es ist nicht genug,nur auszusteigen aus der Prostitution. Es braucht eine Perspektive,die einem wieder Lust am Leben gibt.Für mich war es die Ausbildung,die ich endlich machen konnte und das alte Haus.
    7 Jahre lang nach dem Dienst bis in die Nacht daran gewerkelt,gehämmert und geschraubt.Nur mit Hund und Katze gelebt.
    Im Garten Gemüse gepflanzt und Blumen.In dem Mass,wie das wuchs,haben sich die Scherben der Seele wieder sortiert...

    Denke mal, das im psychischen Bereich ausgebrannt war. Kann bis heute mit wenig menschlicher Gesellschaft auskommen,das Gross der Menschen reizt mich nicht mehr.Wer wie du und ich menschliche Untiefen kennt,der lernt,das nahe Umfeld sehr genau zu sortieren.Verstehe dich in allem so gut,bewundere dich,wie du deinen Weg gehst.Es macht mir immer wieder Freude,wenn du hier schreibst.Deine putzige Art Dinge zu beschreiben,dein Humor.Aber manchmal muss ich auch weinen,weil du so kämpfen musst und dennoch so grosses Mitleid für die Geschöpfe der Welt hast.
    Wenn jemand Respekt verdient hat,dann du.
    Deine Art,mit den Problemen umzugehen,deine Kraft und Mut,das wird dich auch in ein besseres Leben bringen.Du weisst ja,das ich es dir von Herzen wünsche. Gruss,deine Ex -Berufskollegin

    AntwortenLöschen