Ein paar Worte zu meinem Blog...

Dieses Blog ist mein privates Tagebuch. Mein Job ist Hure. Bevor ich mein Blog öffentlich gemacht habe, habe ich es seit 2013 nur für mich geschrieben.

Solltet Ihr hier mit der Erwartung lesen, dass es eine Art Pornoblog ist, muß ich Euch also leider enttäuschen... ;-))

Dafür könnt Ihr virtuell an meinem Leben als Sexdienstleisterin und auch als Privatperson teilhaben, wenn Ihr mögt. Was sicherlich ganz anders ausschaut, als viele sich das vorstellen... mehr dazu könnt Ihr bei „Über mich“ lesen.

Mein aktuelles Thema ist der Ausstieg aus diesem Gewerbe, den ich anstrebe, der sich jedoch aus monetären Gründen nicht so einfach gestaltet, wie man sich das vielleicht vorstellt...

Eure Andrea

Samstag, 28. Mai 2016

Die freiwillige, selbstbestimmte Hure...

Leserkommentar einer Ex-Prostituierten zu einem Artikel in der "Wochenzeitung", Ausgabe 52, Titel: "Nur ein Stück Fleisch"... dem ist nichts mehr hinzuzufügen.

Ich habe einige Jahre meines Lebens in der Prostitution verbracht und  frei und selbstbestimmt gearbeitet. Hätte es damals in meiner Nähe eine Gruppe der Hurenbewegung gegeben, ich wäre vielleicht dabei gewesen.
Das ist mehr als zehn Jahre her. Vieles habe ich verarbeitet, ich hatte psychologische Hilfe, habe eine Ausbildung gemacht, jetzt einen guten Beruf und bin zufrieden.  Ich hatte sehr viel Glück.
Doch diese Wunden, die die Prostitution in mir verursacht hat, heilen sehr sehr langsam. Man verletzt sich dabei so unglaublich tief und dauerhaft, dass mir die Worte fehlen, das zu beschreiben.
Damals habe ich das weggesteckt, habe mich hart gegen diesen Schmerz gemacht, habe ihn kaum wahrgenommen und wenn doch, mich mit dem Geld getröstet und es mir schön geredet.
Als ich mich nicht mehr hart machen musste, habe ich erst angefangen zu spüren. Ich spüre es immer noch, obwohl es so lange her ist. Dieses Gefühl benutzt zu werden, dieses nur Fleisch sein. Das tut so unglaublich weh, nimmt einem so viel Leben, macht so viel tief in einem kaputt. Prostitution  ist so unglaublich grausam. Ich kann nachempfinden, wie es den Frauen in diesem Bericht geht und wie sie sich fühlen.
Ich wünsche jeder Frau, dass sie einen anderen Weg findet, das Leben zu meistern. Übrigens würde keine meiner damaligen Kolleginnen diesen Job noch mal machen. Der Preis, den man als Hure für das Geld bezahlen muss, ist viel zu hoch.
Wenn Freier von den Rechten der Prostituierten reden und deren Freiwilligkeit betonen, wird mir übel. Damals schon und heute immer noch.

Freier glauben zu machen,  dass man das freiwillig und gerne macht, gehört zum Geschäft. Das ist simpel, die hören so etwas gern. Eine Frau, die diese Show nicht drauf hat, verdient nichts und kann gleich aussteigen.
Manchmal zieht auch die Mitleidstour, aber schlechter. Am Besten ist es, dem Freier zu sagen, dass man es geil findet, das hörten sie immer noch am liebsten. Wie blöd muss man denn sein, um so was zu glauben?

In der Prostitution gibt es nur Verlierer: die Frauen zu allererst, aber ich glaube,  auch die Freier verlieren,  die sich mit und ohne Absicht zu Tätern machen.  Nicht zuletzt verliert auch die Gesellschaft, indem sie zulässt, dass Menschen sich Menschen zur sexuellen Benutzung kaufen können. Freiwilligkeit hin oder her.

Übrigens hätte ich damals bestimmt auch freiwillig und selbstbestimmt gegen sehr viel Geld einer meiner Nieren verkauft - das war aber verboten und deshalb habe ich alle meine Organe noch. Prostitution war erlaubt - Pech für mich ...

Eure Andrea

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